7. Whisky-Verkostung 2013

Zur Soziologie der Brennblase

Foto: Walter Koepff

Dicke Schwaden von Torf- und Whisky-Duft waberten durch die Luft im Felsenmeer-Informationszentrum (FIZ) als APEG-Vorsitzender Helmut Lechner auch im Namen der Bürgerstiftung Lautertal zur achten Auflage des Whisky-Seminars „Malt-by-the-Rocks“ eine „auserwählte Gästeschar“ begrüßte. Das „Funkeln in den Augen“, das Lechner erspähen konnte, rührte von acht Single-Malt-Proben, die im Halbkreis vor jedem Teilnehmer auf einem mit entsprechender Information versehen Tischset standen.

Foto: Walter Koepff

Noch mussten sich die Seminarteilnehmer gedulden, da traditionell Peter Hubrich eine „wissenschaftliche Einführung“ gab. Wie das Schlussbild seiner Präsentation „Zur Soziologie der Brennblase“ deutlich machte, hatte das dort gewonnene Destillat eine gewisse Wirkung beim Referenten erzeugt.

Foto: Walter Koepff

Entsprechend launig war Hubrichs Vortrag mit „ausgewählten Szenen“ zur Verdeutlichung des Leitthemas. Keinesfalls verwechselt werden dürfe die Brennblase mit einer Brandblase, letztere sei ein Fall für den Arzt. An Hand verschiedener Aufnahmen zeigte er den Lebensweg dieser wichtigen Einrichtung zur Herstellung alkoholischer Getränke von der Geburt bis zu ihrem Ableben auf dem Schrottplatz oder als Dekoration in einer Kneipe. Gereizt hatten Hubrich auch die verschiedenen Formen dieses Gerätes, in dem er Giraffenhälse und gar erotische Formen entdeckt hatte.


Die Whisky-Fachleute Marc und Norbert Weiser waren begeistert von Peter Hubrichs Ausführungen und erläuterten die Vorgehensweise an diesem Abend. Man müsse sich, so Marc Weiser, von links nach rechts im Halbkreis durcharbeiten.

Foto: Walter Koepff

 

Foto: Walter Koepff

Nach vier Proben gebe es eine Pause, in der der vom Kobold-Klause-Team um Conny Aust kreierte
Odenwälder Teller gereicht werde.

 

Foto: Walter Koepff

Dann schwirrten unter der Überschrift „Rare and Delicate“ sofremdartige Namen wie „Aberfeldy“, „Glenmorangie – Quinta Ruban“, „Inchmurrin“ oder „Highland Park Signatory 1991“ durch den Seminarraum. Zu allen Sorten wusste Marc Weiser die Besonderheiten herauszustellen. So sei die erste Probe ein leichter „Sommerwhisky“, der sich auch als Aperitif eigne. Nummer zwei erhielt seinen „geschmacklichen Feinschliff“ und Aussehen durch seine zweijährige Nachreife in einem Portweinfass. Zur „Königsklasse der Single Malts“ gehöre Probe vier, die eine „Einzelfassabfüllung“ war. Von insgesamt 747 Flaschen verkosteten die Seminarteilnehme Flasche Nummer 421 und 422. Spätestens hier wurde allen deutlich, das Single-Malts „Kultstatus“ erreicht haben, was auch die Preise im Internet zeigten.

Mit ein einem Produkt der ältesten Destillerie auf Islay, dem „Bowmore –Darkest“ errichte man die „rauchigen“ Vertreter dieses „schottischen Lebenswassers“ oder Uisge Beatha. (sprich Uschge ba). Den torfigen Geschmack erhält der Whisky beim Mälzen über Torffeuer. Ferner wusste Weiser vom Problem der gebrauchten Sherry-Fässer zum Lagern von Whisky zu berichten, die allmählich ausgehen, da die Welt keinen Sherry mehr trinke. Schon gar nach vier Whisky kaum auszusprechen war der „Bunnahabhain“ aus dem Jahre 1976, der zugleich der älteste Vertreter an diesem Abend war, von dem es nur noch 76 Flaschen gäbe. Eine so lange Lagerung, bei der zwei Prozent des Getränks pro Jahr verdunste, erkläre auch den Preis, so Marc Weiser, wenn man bedenke, dass einige 100 Millionen Flaschen im Jahr in Schottland verdunsteten. Zurzeit lagerten in Schottland über 25 Millionen Fässer von etwa 300 bis 500 LiterInhalt.

Als Irrglaube bewertete Weiser die Annahme, dass ein alter Whisky besser schmecken müsse als ein junger. Entscheidend sei der Geschmack des Konsumenten. Ganz ohne Altersbezeichnung kommt der „Talisker-Storm“ von der Isle of Skye, den man bei Erkältung auch mal zum Gurgel benutzen könne. Diese Sorte sei erst ganz neu auf dem deutschen Markt. Im letzten Glas befand sich das Überbleibsel einer vor 18 Jahren geschlossenen Brennerei. Einige Fässer waren jedoch noch im Lager. So wurden die letzten 6000 Flaschen des „Smokehead“ zum Kult-Whisky und die Brennerei 1998 wieder eröffnet.

Foto: Walter Koepff

Dass Whisky die Kommunikation fördert, bekam Marc Weiser im Laufe des Abends zu spüren. Er bedankte sich bei den Organisatoren und freute sich im kommenden Jahr mit neuem Sorten und Informationen aufwarten zu können.

 

Bericht und Fotos: Walter Koepff