Weihnachtsvorbereitungen
2001 beginnen im Oktober - Verzweifelter Weihnachtsmann begeht
Selbstmord!
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(ks)
Kennen Sie das? Der Spätsommer liegt in den letzten Zügen,
Sie sitzen gemütlich vor der Werbepause Ihres Lieblingsspielfilms
und plötzlich passiert es: Auf dem Bildschirm flimmert Ihnen
eine nächtlich verträumte Schneelandschaft entgegen,
Glockengebimmel ertönt und ein verschmitzt grinsender "Kaiser
Franz" ruft Ihnen entzückt in seinem schönsten
Bayrisch zu: "Joa, is den heut' scho Weihnoachtn?" Das
ist das Signal: Es geht wieder los... Von nun an wird man Sie
allerorts in immer kürzer werdenden Abständen penetrant
daran erinnern, dass Weihnachten zwar noch nicht ganz vor der
Tür, aber doch immerhin schon "im Raum" steht.
Sie denken, das ist zu früh? Dann lesen Sie die Prognose
für 2001.
Motto: Die Eskalation der Besinnlichkeit!
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11.
Oktober:
Schönster Altweibersommer - noch einmal Menschen in T-Shirts
und Sandalen in den Straßencafes und Biergärten. Bisher
keine besonderen Vorkommnisse in der Schlossstraße. Dann
plötzlich um 10:47 Uhr kommt der Befehl von Aldi-Geschäftsführer
Erich B.: "5 Paletten Lebkuchen und Spekulatius in den
Eingangsbereich!" Von nun an überschlagen sich die Ereignisse.
Zunächst reagiert Minimal-Geschäftsführer Martin O. eher
halbherzig mit erweitertem Kerzensortiment und Marzipankartoffeln
an der Kasse.
15:07 Uhr: Edeka-Marktleiter Wilhelm T. hat die Mittagspause
genutzt und operiert mit Lametta und Tannengrün in der
Wurstauslage.
16:02 Uhr: Die Filialen von Penny und Lidl bekommen Kenntnis
von der Offensive, können aber aufgrund von Lieferschwierigkeiten
nicht gegenhalten und fordern ein Weihnachtsstillstandsabkommen
bis zum 20. Oktober. Die Gespräche bleiben ohne Ergebnis.
12. Oktober:
07:30 Uhr: Im Eingangsbereich von Karstadt bezieht überraschend
ein Esel mit Rentierschlitten Stellung, während zwei Weihnachtsmänner
vom studentischen Nikolausdienst vorbeihastende Schulkinder
zu ihren Weihnachtswünschen verhören. Zeitgleich erstrahlt
die Kaufhausfassade im gleißenden Schein von 260.000 Elektrokerzen.
Die geschockte Konkurrenz kann zunächst nur ohnmächtig
zuschauen. Immerhin haben jetzt auch Wal-Mart, Plus und
Minimal den Ernst der Lage erkannt.
13.Oktober:
09:00 Uhr: Edeka setzt Krippenfiguren ins Gemüse.
09:12 Uhr: Minimal kontert mit massivem Einsatz von Rauschgoldengeln
im Tiefkühlregal.
10:05 Uhr: Bei Lidl verirren sich dutzende Kunde in einem
Wald von Weihnachtsbäumen.
12:00 Uhr: Neue Dienstanweisung bei Plus: An der Käsetheke
wird mit sofortiger Wirkung ein "Frohes Fest" gewünscht.
Die Schlemmerabteilung von Wal-Mart kündigt für den Nachmittag
Vergeltungsmaßnahmen an.
14. Oktober:
07:00 Uhr: Karstadt schaufelt Kunstschnee in die Schaufenster.
08:00 Uhr: In einer eilig einberufenen Krisenversammlung
fordert der aufgebrachte Penny-Geschäftsführer Walter
T. von seinen Mitarbeitern lautstark: "Weihnachten bis
zum Äußersten" und verfügt den pausenlosen Einsatz der
von der Konkurrenz gefürchteten CD "Weihnachten mit Mireille
Matthieu" über Deckenlautsprecher. Der Nachmittag bleibt
ansonsten ruhig.
15. Oktober:
08:00 Uhr: Anwohner der Schlossstraße versuchen mit Hilfe
einer einstweiligen Verfügung die nun von Wal-Mart angedrohte
Musikoffensive "Heiligabend mit den Flippers" zu stoppen.
09:14 Uhr: Ein Aldi-Sattelschlepper mit Pfeffernüssen
rammt den Posaunenchor "Adveniat", der gerade vor Karstadt
zum großen Weihnachtsoratorium ansetzen wollte.
09:30 Uhr: Aldi dementiert. Es habe sich bei der Ladung
nicht um Pfeffernüsse, sondern Christbaumkugeln gehandelt.
18:00 Uhr: In der Stadt kommt es kurzfristig zu ersten
Engpässen in der Stromversorgung, als der von Tengelmann
beauftragte Rentner Erwin Z. mit seinem Flak-Scheinwerfer
Marke "Varta Volkssturm" den Stern von Bethlehem an den
Himmel zeichnet.
16. Oktober:
Die Fronten verhärten sich; die Strategien werden zunehmend
aggressiver.
10:37 Uhr: Auf einem Polizeirevier meldet sich die Diabetikerin
Anna K. und gibt zu Protokoll, sie sei soeben auf dem
Plus-Parkplatz zum Verzehr von Glühwein und Christstollen
gezwungen worden. Die Beamten sind ratlos.
12:00 Uhr: Seit gut einer halben Stunde beschießen Karstadt,
Edeka und Minimal die Einkaufszone mit Schneekanonen.
Das Ordnungsamt mahnt die Räum- und Streupflicht an. Umsonst!
14:30 Uhr: Teile des Stadtbezirks sind unpassierbar. Eine
Hubschrauberstaffel des THW beginnt mit der Bergung von
Eingeschlossenen. Menschen wie Du und ich, die nur mal
in der schönen Herbstsonne bummeln wollten...
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