Die Stadt Jarnac

 

Das Rathaus von Jarnac

Jarnac liegt am Ufer der Charente im französischen Département Charente (mit Hauptstadt Angoulême, ca. 25 km entfernt) ca. 120 km nord-östlich von Bordeaux. Die Kreisstadt Cognac (ca. 83.000 Einwohner) liegt ca. 10 km flussabwärts. Mit rund 4.659 Einwohner (Stand 1999) verfügt Jarnac über eine Fußgängerzone und ein eigenes Krankenhaus. Mit den Hafenanlagen am Fluß und damit verbundenen Lagergebäuden wirkt die Stadt jedoch größer, als sie tatsächlich ist.


Erreichbar ist Jarnac nicht nur per Boot und Auto, sondern über Angoulême auch per Flugzeug (kleiner Flughafen) und per Zug. Allerdings ist der eigentliche Bahnhof von Jarnac ausserhalb der Stadt im Süden gelegen. Für diejenigen, die lieber mit dem Wohnwagen/-mobil oder Zelt unterwegs sind, gibt es wenige Gehminuten vom Stadtzentrum gleich auf der anderen Seite der Charente, hinter dem Freibad, das idyllische "Camping de l'Ile Madame". Einfach ausgestattet aber gut gepflegt, kann man dort einige ruhige Nächte sehr günstig verbringen.

Am Ufer des Flusses Charente ist Jarnac sehr schön gelegen. Östlich der Hauptbrücke trennt sich die Charente um eine langgestreckte Insel, die zur Stadt hin eine kleine Parkanlange beinhaltet. Auf der einen Seite fließt Wildwasser, das für Sportveranstaltungen genutzt wird. Auf der anderen Seite ist sie tiefer und sanfter. Dort befinden sich alte Mühlen und eine kleine Schleusenanlagen. Somit können Hausboote an der Charente ungehindert entlang fahren.


Brücke über die Charente

Das Stadtwappen - Die  "Drei Chabots"
Das Stadtwappen ist das Wappen der Chabot-Familie, das aus dem 11. Jh stammt. Vor goldenem Hintergrund zeigt das Wappen drei "Chabots" (eine Fischart).

Branntwein
Die Stadt ist von Weinbergen umgeben und liegt auch mitten im Produktionszentrum für Cognac. Jarnac beherbergt mehrere große und traditionsreiche Cognac-Destillerien wie z. B. Courvoisier, Hine und Renault Bisquit.

Branntwein wurde in größeren Mengen erstmals im 17. Jh. hergestellt. Er stellt eine Mischung aus alten und neuen Weinen dar; der daraus resultierende weiße Wein wird gebrannt und dann in Eichenfässern aus dem Limousin gelagert.

Aber der Branntwein ist kein rein französisches Gebräu! Im Jahre 1715 braute ein gewisser Mr. Martell, der Engländer war den ersten Cognac. Und der Name stammt vom holländischen Wort brandwijn (gebrannter Wein). Auch der Gründer der Firma Hine war ein Engländer namens Thomas Hine, der 1791 aus Beaminster in süd Dorset nach Jarnac auswanderte und später die Tochter eines in Jarnac ansässigen Weinhändlers heiratete.

An dieser Stelle muss man auch das wenig bekannte Weingemisch Pineau des Charentes erwähnen. Es wird ausschliesslich in dieser Gegend aus einer Mischung von unfermentiertem Traubenmost und "eau de vie de Cognac" hergestellt. Meist wird es als Aperitif genossen.

Berühmt ist Jarnac geworden, weil François Mitterrand, der 1916 dort geboren wurde, zwischen 1981 und 1995 Staatspräsident von Frankreich war. Seit seinem Tod 1996 ist er im Familiengrab in Jarnac beerdigt. Zu seiner Ehre steht in Jarnac das Mitterrand-Museum

Aber schon durch die mittelalterliche Vergangenheit der Stadt wurde Jarnac bekannt:

Am 10. Juli 1547 ist der "Coup de Jarnac" zwischen Guy I Chabot de Jarnac and Francois de Vivonne de la Châtaigneraie in Gegenwart des Königs Heinrich II. ausgetragen. Eigentlich nur eine Auseinandersetzung um die Ehre zwei adligen Familien, die in einem Duell endete. Mit seinem Schwert lieferte Chabot dem Gegner einen entscheidenden Schlag an die Wade, der ihn bewegungsunfähig machte. Seitdem gilt der Coup de Jarnac als entscheidender Überraschungsschlag, der nicht ganz der Regel entspricht.

Der "Coup de Jarnac"

Am 13. März 1569 während der Zeit der französischen Religionskriege gab es die Schlacht von Jarnac. Die feindliche Begegnung zwischen den katholischen Soldaten von Marschall Gaspard de Saulx, sieur de Tavannes, und den Hugenotten, die von Reinhold von Krockow (in der Schlacht verletzt) finanziell unterstützt und von Louis I de Bourbon, Prince de Condé (in der Begegnung tödlich verletzt) angeführt wurden fand zwischen Angloulême und Cognac statt.

Umgebung

Jarnac liegt in einer reizvollen Gegend mit dem malerischen Fluß Charente als Mittelpunkt. Rund um die Stadt gibt es unzählige kleine alte Dörfer, die hauptsächlich vom Weinbau leben. Dennoch gibt es im Umkreis einige kulturelle Sehenswürdigkeiten:

Cognac
Mit über 80.000 Einwohnern ist die Kreisstadt Cognac die größte Stadt im Umkreis. Bekannt durch das gleichnamige Getränk ist die prunkvolle (Alt)Stadt vom Weinhandel geprägt. 1215 wurde ihr jedoch wegen Salzhandel das Stadtrecht verliehen. Berühmt wurde die Stadt dadurch, dass der französische König François I. – Gegenspieler von Kaiser Karl V. – im Château de Cognac am 12. September 1494 geboren wurde.

Angoulême
Mit knapp 46.000 Einwohnern wirkt die Hauptstadt des Département Charente sehr gemütlich. Auf einem Hügel gelegen genießt diese Stadt einen wunderschönen Blick über die umliegende Landschaft.

Die aus der Römersiedlung Ecolisma (oder Iculisma) hervorgegangene Bischofsstadt Angoulesme hat eine bewegte Geschichte. Im Mittelalter war sie Hauptstadt der Grafschaft Angoulême und ein Hauptknotenpunkt der Jakobspilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela in Spanien. Angoulême erhielt 1204 die Stadtrechte durch den englischen König Johann Ohneland. Im Vertrag von Brétigny (1360) wurden Stadt und Grafschaft an England abgetreten, doch schon 1373 von Karl V. zurückerobert. Die Stadt erlitt während der französischen Religionskriege schwere Zerstörungen, besonders nach ihrer Eroberung durch protestantische Truppen unter Coligny.

Saintes
Mit knapp 26.000 Einwohnern hat die Kreisstadt auch eine bewegte Vergangenheit. Aus der römischen Besatzungszeit stammen z.B. das Amphitheater und der Triumphbogen des Germanicus.

Ab 1271 wurde die Stadt in zwei Teile geteilt. Das linke Ufer gehörte zum Einflussbereich des englischen Königs, das rechte Ufer zu Frankreich. Im Jahr 1360 übernahmen die Engländer die Stadt ganz und im Jahr 1404 wurde sie wieder vollständig französisch. Im 16. Jahrhundert war Saintes in die Religionskriege eingebunden, da damals viele Protestanten in der Region wohnten.

Atlantikküste
Zur Atlantikküste sind es über Saintes nach Royan ca. 90km. Dort in Royan trifft man auf die volle Wucht eines sehr beliebten Seebades im neufranzösischen Stil mit vielen Feriensiedlungen und -wohnungen, wie auch Hotels. Von der Hafenanlage aus erstreckt sich eine weitläufige Seepromenade mit Restaurants, Cafés, Bistros und allen möglichen Freizeiteinrichtungen. Von Royan aus gibt es eine (für Autos/Wohnmobile teure) Autofährverbindung auf die Spitze der Halbinsel Médoc an der Gironde. Von dort aus geht eine mehrere hundert Kilometer lange Sandküste (Côte d'Argent = Silberküste) bis nach Bordeaux und zur Bucht von Arcachon mit der größten Sanddüne Europas, der Dune de Pilat (2,7km lang, 500m breit, 117m hoch - direkt vom Meer aus!), und dann weiter nach Spanien. 

Von Royan aus nach Norden wird die Küste felsiger jedoch mit vielen Sandstränden in abgelegenen kleinen Buchten. An der Insel Ile d'Olèron und der Stadt Rochefort vorbei wird die am Rand des Département Charente-Maritime gelegene Hafenhauptstadt La Rochelle erreicht. Von dort aus gibt es eine Brückenverbindung zur verträumten Strandinsel Ile de Ré.

Weitere Informationen: Website Jarnac


Verfasst und Gestaltung von Johnny Glover, Lautertal

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