Dienstag der 11.09.2001 OZ |
Unter den Augen von Nepomuk und mit
lauten Böllerschüssen Reisen. (man) Am frühen Freitagabend ist in Reisen die "Kerwe-Zeit" angebrochen. Ein Agrarfahrzeug, beladen mit Kerwepfarrer Manuel Strauch und seinem Mundschenk Klaus-Peter Weber, fuhr vornweg, gefolgt von einem Bulldog, auf dem die "Kerwe-Crew" mit ihrem "Boss" Marcus Schubert sowie Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Reisen, dem Kerwe-Veranstalter, Platz genommen hatten und mit dem "Einheizen" bei kühlen Temperaturen nicht geizten. Ihr Anliegen? Der Bevölkerung im Ort "kund zu tun", dass ab sofort die Kerwe die "Macht" im Birkenauer Ortsteil übernommen hat. Die Endstation dieser "Verkündigungsfahrt" lag auf der Weschnitzbrücke, unter der vor Jahresfrist die Reisener Kerwe "zu Grabe getragen" worden war. Der dort aufgestellte Brückenheilige Nepomuk beobachtete jetzt auch wieder die "Ausgrabung", die der Mundschenk zum Kommando des "Parrers" zunächst alleine "bergen" wollte, dann aber doch Hilfe erbat. Und bald lag es, nach gemeinsamer Anstrengung offen, "das gude Stick", was der Kerwepfarrer so kommentierte: "Die Kerwe do unne, die kehrd bald unser, vom Nawwel om Bauch bis nunner zum Brunser". Doch der Fund war zunächst enttäuschend ä Dudd voll Chips un die Kerweredd vom letschde Johr. "Was soll ich mit dem alde Schinge,
gibds dismol nix zu dringe?", lamentierte der Pfarrer, bis die
"Schatzgräber" doch noch auf eine Flasche Sekt stießen. Zahlreiche
Neugierige hatten sich in der Zwischenzeit, von Böllerschüssen begrüßt,
eingefunden, darunter auch Ortsvorsteher Frank Jochum, der sofort in Aktion trat
und den Fassbieranstich vollzog und danach die anwesenden Kerwegäste zum
"Freibier" einlud. Und schon war "Six-T9-Time", das Quartett aus Rimbach, bestens bekannt und beliebt in der gesamten Region, glänzte einmal mehr mit seinem breit gefächerten Repertoire, das nicht nur die Jugend ansprach, sondern alle Gäste jeglichen Alters. Kein Wunder, dass die große Tanzfläche ständig "belagert" war und die Stimmungswogen immer höher stiegen und das nicht nur in der Zelt- und Kerwe-Bar. Vor-sorglich hatten die Organisatoren nur zwei Drittel der gegebenen Kapazität mit Tischen und Bänken "bestückt", für "das Schwingen der Tanzbeine" war so genug Platz geschaffen. Der Veranstalter freute sich über den guten Besuch - trotz des erhobenen, allerdings geringfügigen Eintrittsgeldes - und die fröhlichen Gäste über die erstklassige musikalische Unterhaltung durch die Könner der "Six-T9"-Combo, die unermüdlich aufspielte.
Gelächter beim "Sonntag der
späten Wahrheiten" Reisen. (man) im Mittelpunkt des Kerwe-Sonntags in Reisen stand die "Redd vum Parre", der stets viel zu sagen hat, ob es dem einen oder anderem nun passt oder nicht. Manuel Strauch hat den "Jahresablauf der Kuriositäten" fein säuberlich festgehalten und gibt die später gereimten Notizen natürlich "uff ourewällerisch" ungeniert an sein gespanntes Publikum weiter und zwar unter viel Beifall der "Nicht-umnittelbar-Betroffenen". Den "Sonntag der späten Wahrheiten" läutet allerdings zunächst der Frühschoppen im vollbesetzten Festzelt ein. Zum beliebten Haxenessen spielte das "Original Odenwald Set" auf. "Technischer Probleme wegen" musste der Beginn der Predigt nach hinten verschoben werden, ehe Kerfarrer Manuel Strauch und sein Mundschenk Klaus-Peter Weber mit "de Redd" loslegen konnten. Da ging es um die acht Kerwe-Gesellen, die sich für die Speisekarte für die Festtage etwas Besonderes einfallen lassen wollten. Einer hatte dann die Idee mit den "Pizza-Baguette". Die große Frage war allerdings, wie viel Portionen vorbestellt werden sollten. Von angedachten 800 ging man auf 500 zurück. Doch der Absatz auf dem Fest war leider nicht der allerbeste, es gab viele, viele Reste. Die kamen eben ins Gefrierfach und wurden zu jeder Übungsstunde aufgetischt. Bis sie keiner mehr sehen konnte. Lieber wollte man der Übung fern bleiben. Dass die Baguette erst nach dem Aufbacken im Ofen so richtig schmecken, hat der Norbert zu spät gemerkt. Auch ging es um das eingesparte Spülmittel beim 75-jährigen Jubiläum. In die Spülmaschine kam nur Klarspüler und die vielen Teller noch völlig schmutzig "wieder hinten raus". Sogar der Kommandant war zunächst sprachlos, bis ihm der noch unbenutzte Kanister mit dem Spülmittel auffiel. Seit kurzem gibt es auch in Reisen eine "Rote Meile", keine Straße, sondern einen Platz, vornehmlich für die Liebespärchen. Einmal wurde sogar die Polizei gerufen, weil verdächtige Geräusche gehört worden waren. Die Beamten konnten, kopfschüttelnd, das "verdächtige" Areal aber schnell wieder "freigeben". Dann war da noch die Elisabeth, die ihrem Arthur das Frühstück aufs Feld bringen wollte, denn der Arthur ist Landwirt und hat viel zu tun. Die Elisabeth hatte es allerdings eilig, weil sie noch einkaufen fahren wollte mit ihrem Mercedes. Also nahm sie eine Abkürzung über die Wiese. Das war ein Fehler. Das Auto blieb plötzlich steh'n. Um die Antriebswelle hatte sich Stroh und Gestrüpp gewickelt, wie der Arthur, unter's Auto geklettert, feststellte. Auch das Bodenblech war ganz " verkrumpelt". Noch einige weitere Episoden sorgten für Gelächter. Das Komische zu erzählen ist schließlich auch des Kerwepfarrers Pflicht, der aber auch meint, "Mensch ärgere dich nicht" - im nächsten Jahr sind wieder andere an der Reihe. Für Manuel Strauch und Klaus-Peter Weber gab's vom Publikum jedenfalls einen Riesenbeifall. Diesen Applaus zollte der "Parre" aber auch seinen Zuhörern, die "von der Qualität und der Quantität her allererste Sahne waren".
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